Einige Instrumente des Blues - Mundharmonika (Harp)
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In
keinem anderen musikalischen Genre hat die Harmonika einen so
beherrschenden Platz wie im Blues. Man kann wohl sagen, daß neben
der Bottleneck-Gitarre die Harmonika das charakteristische Instrument
des echten Blues ist.
Mehrere Gründe könnten diese überraschende Dominanz
erklären: Vor allem der Preis, der sie bei den bettelarmen
Country-Musikern beliebt machte, ihre scheinbare Leichtigkeit in der
Handhabung - sie ist eines der wenigen Instrumente, auf denen man schon
nach einigen Tagen des Übens eine Melodie spielen kann -, und
schließlich wußten die Bluesmusiker erstaunlich gut, wie
man dieses einfache Instrument (es hat nur die diatonische Tonleiter)
den Anforderungen des Blues anpaßt. Sie spielten in der Tat eine
Harmonika, die in einer anderen Tonart als die anderen Instrumente
gestimmt war (z.B. eine Harmonika in F in einem Stück in C) und
erhielten so die unverzichtbaren „Blue Notes“. Diese
Spielweise ist das wesentliche Charakteristikum des Harmonica Blues,
während man in der Country- und Folk Music im allgemeinen vor
allem der Melodie folgt. Neuerliche Forschungen tendieren zu der
Annahme, daß ursprünglich die Geige, die
„fiddle“, den Platz innehatte, den nun die Harmonika in den
kleinen String Bands des Südens eingenommen hat.
Von den reinen Solisten wie Alfred Lewis, DeFord Bailey oder Freeman
Stowers bis zu den ersten Harmonikaspielern von Memphis, Will Shade,
Noah Lewis, Hammie Nixon - die in einer Band spielten und die wahren
Schöpfer des Harmonikablues sind - ist die Harmonika vor dem
zweiten Weltkrieg allmählich immer mehr in den Vordergrund
getreten, um nach dem Krieg durch den großen Harmonikaspieler
John Lee „Sonny Boy“ Williamson eines der dominierenden
Bluesinstrumente zu werden. Ungeachtet der Virtuosität des
Wahl-New-Yorkers Sonny Terry, sei sie auch noch so legendär,
fanden sich die großen Innovatoren der Harmonika vor allem auf
der Strecke Mississippi-Chicago: Big Walter Horton, Little Walter und
Sonny Boy Williamson (Rice Miller), die dieses Instrument, indem sie es
elektrisch verstärkten, auf eine Höhe der
Vielfältigkeit, der Virtuosität und der Raffinesse hoben, die
bis heute nicht wieder erreicht wurde. Auch muß man den knappen,
aber einflußreichen Stil von Jimmy Reed erwähnen.
Neben diesen großen Namen hätten sich auch andere in der
Geschichte des Blues bemerkbar machen können, wären sie nur
besser und reichlicher aufgenommen worden: Jaybird Coleman, ein
überragender Erneuerer aus den 20er Jahren, der kaum beachtet
wird; George „Papa“ Lightfoot, ein perfekter Virtuose aus
der Region um Natchez, dem wir ein umwerfendes „When The Saints
Go Marching In“ verdanken.
Die besten heute aktiven Bluesharmonikaspieler sind: in Chicago James
Cotton, Carey Bell, Billy Branch; in New York Bill Dicey, Paul Oscher
(Brooklyn Slim); in Kalifornien Rod Piazza, William Clarke, James
Hartman, der hervorragende Charlie Musselwhite; im Süden Jerry
McCain, Willie Cobbs, der eindrucksvolle Johnny Woods etc., nicht zu
vergessen all die Nachfolger des unvergessenen Paul Butterfield:
Madison Slim, Jerry Portnoy, Dimestore Fred usw.
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